Im Gespräch: mit Mark Dittli
Nichts Neues am Paradeplatz: Die Credit Suisse (CS) spekuliert sich schon wieder ins Verderben, wieder baut sie Milliardenverluste. Ihre Verbandelung mit dem windigen Financier Bill Hwang und seiner Investmentfirma Archegos wird ihr am Ende wohl einen Verlust von 5 Milliarden Dollar einbringen. Das entspricht etwa dem Umfang eines ganzen Jahresgewinns. Dann ist da der Fall Greensill, das Drama um den Abgang von Tidjane Thiam, eine lange Liste von Fails und Skandalen aus den letzten Jahren.
Einst war die Credit Suisse eine Schweizer Institution, doch nun ist sie vor lauter Missmanagement bloss noch «ein Zwerg in der Branche» – sagt Mark Dittli, Gründer des Onlinemagazins «The Market» und intimer Kenner des Finanzplatzes. Roger de Weck spricht mit dem Fachmann, der seit zwei Jahrzehnten die CS beobachtet und das Unbegreifliche auf verständlichste Weise erläutert.
Was Sie im Podcast erwartet: Die Credit Suisse ist seit zwölf Jahren in der Krise: Warum? Im Gegensatz zur UBS, die fast in Konkurs ging, hat die CS die Lehren aus der Finanzkrise von 2008 nicht gezogen. (00:46)
Was ist das eigentlich: Investmentbanking? Wieso scheitern die CS und überhaupt die Schweizer Banker in dieser Sparte? (03:52)
Der Fall Greensill: Mit «relativ risikolosen» Anlagen in die Katastrophe – es droht ein Verlust von bis zu 2,5 Milliarden. Schon seit zwei Jahren blinkten die Warnlampen, aber am CS-Hauptsitz wollte man sie nicht sehen. (13:05)
Der Fall Archegos: Das einstige «Wunderkind» Bill Hwang wurde wegen Insidergeschäften verurteilt, ist berüchtigt, gewaltige Risiken einzugehen. Warum lässt sich die CS auf diesen Spekulanten ein? (24:05)
Im Mittelpunkt der Strategie jeder Bank müsste das Risikomanagement stehen. Da hat die CS vollends versagt: die falschen Personen, die falschen Prozesse, die falschen Anreizsysteme. (35:22)
Die Verantwortung des Verwaltungsrats und die «Kakerlaken-Theorie»: Wo eine Krise ausbricht, droht die nächste. Seit 2009 hat die CS 15,7 Milliarden für Bussen und Rechtskosten bezahlt und – im Vergleich dazu «nur» – 1,3 Milliarden Steuern in der Schweiz. (43:20)
Das perverse Bonussystem: In kurzer Frist kann ich als Managerin reich werden, was kümmert mich die Entwicklung meiner Bank! (47:52)
Seit dem Wegfall des Bankgeheimnisses für Ausländer ist das Vermögensverwaltungsgeschäft viel weniger einträglich. Die UBS ist da erfolgreicher als die CS, aber sie hat Mühe. (56:46)
Was wird der neue CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório tun? Er hat die britische Kleinkundenbank Lloyds gerettet – jetzt braucht auch die Credit Suisse einen Neustart. Wird sie übernommen? (01:04:38)
CS und UBS sorgen mit ihren Finanzierungen für mehr Ausstoss von Treibhausgasen als die ganze Schweiz. (01:09:42)
Kommt der Finanzplatz zur Ruhe? Er bringt 12 Prozent des Volkseinkommens – die Sparte Vermögensverwaltung «bloss» 4 Prozent: in etwa so viel wie die Landwirtschaft. (01:13:35)
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